Samstag, 30. Juni 2012

Von VicFalls zum Chobe-River

Gleichwohl reichlich durchnässt, kehrten wir zu dem am Auto wartenden, über unser Aussehen leicht amüsierten, Mike zurück. Nun hieß es, auf zum Chobe!

Der Chobe, tierreicher Nebenfluss des Zambesi, ist eigentlich nicht fließend sondern dümpelnder Überlaufarm der von Angola kommenden Flüsse Zambesi und Kwando bzw. Linyanti. In der Regenzeit wird er wach, kann mehrere Kilometer breit werden und zu weitflächigen Überschwemmungen führen, was wir 2010 hautnah erlebt hatten. Unser Etappenziel war das kleine, bei Afrika-Kennern bekannte Chobe-Städtchen Kasane an der Grenze Botswana-Namibia. Um dorthin zu gelangen, passierten wir zunächst problemlos die Grenze von Zimbabwe nach Botswana bei Kasungula. An der "Foot-and-Mouth Disease Control" mußten wir vorschriftsgemäß mit den Schuhen durch eine Schüssel mit "Holy Water" waten, währenddessen die Autoreifen mittels Schlauch kurz abgespritzt wurden. Bleibt zu hoffen, dass diese Präventivmethode tatsächlich effizient ist!


Die Kasungula Road, in gutem Teerzustand und nahezu ohne Autoverkehr, verläuft parallel zum Zambesi, aber nicht direkt am Fluss. On the road hatten wir dennoch an geeigneter Stelle einen Eindruck vom wasserreichen, gleichwohl nicht durchgängig schiffbaren Strom Afrikas, der zum Indischen Ozean fließt. Kurz vor Kasane hielten wir am riesigen Exemplar eines Baobab-Baumes an. Der Legende nach soll diese Baumart Gott bei der Schöpfung gehörig genervt haben. Wegen permanenter Nörgeleien über ihr Aussehen hatte er sie letztendlich zur Strafe mit den Wurzeln nach oben eingepflanzt. Heute bestaunen Touristen gerade deshalb die Skurrilität der Affenbrotbäume.


Nach 80 km erreichten wir nachmittags rechtzeitig Kasane. Wichtig zu wissen: Das botswanische Immigration Office direkt am Chobe schließt gnadenlos um 16.30 Uhr. Das namibische Pendant liegt ein paar Kilometer weiter versteckt auf der anderen Flussseite. Kommt man zu spät, kommt man nicht rüber! Eine Brücke gibt es nicht; man braucht ein Boot. 
 

Dank guter Vorbereitung, für uns no problem! Wir wurden schon am Immigration Office von Alta Visagie herzlich wie gute Freunde empfangen. Die sympathische, geschäftstüchtige Chefin der Zovu Elephant Lodge wurde u.a. dadurch bekannt, dass sie lange Zeit das von ihrem Mann selbst gebaute Hotelschiff „Zambesi Queen“ managte.

Zu unserer freudigen Überraschung war auch Richard Riedel, unser Nomtsas-tour guide, schon anwesend. Wir hatten ihn eigentlich erst nach drei Tagen erwartet. Er hatte mit Geländewagen nebst Hänger schon 1300 km Anreise hinter sich. Im Hauptberuf selbständiger Farmer auf der Farm Bonanza bei Gobabis ist er on the side einer der besten ranger Alberts. Eine freundliche Begrüßung mehr. Richard war uns allen auf Anhieb sympathisch; eine spontane Empfindung, die sich voll und ganz bestätigen sollte!

Sein Slogan: „Das Afrika, das zieht sich!“ Wir sollten noch oft Gelegenheit haben, uns vom Wahrheitsgehalt dieser Weisheit zu überzeugen.

Alta, die die customs officers bestens kannte, erledigte für uns die Grenzformalitäten. Ihr Boot mit Bootsführer Michael lag abfahrtbereit vorm Immigration Office. Das Gepäck im Nu aufgeladen und schon schipperten wir gemächlich auf dem Fluss. Für die bei ihr traditionellen gin tonic-welcome-drinks hatte Alta gesorgt. Africa-feeling pur! Mehr und mehr verinnerlichten wir: "In Africa, time is slower, so, tune into African time"!
 


Nach einer Weile kam etwas versteckt Zovu Elephant in Sicht. Altas crew stand am Ufer, begrüßte uns mit Gesang! Altas lodge liegt dem botswanischen Chobe Nationalpark gegenüber, etwas westlich der lange zwischen Namibia und Botswana umstrittenen Impalila Insel. Altas Mann hatte die Anlage selbst gebaut. Alle gepflegten, geräumigen Bungalows haben Direktzugang zum Fluss. Gleiches gilt natürlich vice versa für Krokodile und Flusspferde, die es hier reichlich gibt. 




Schon etwas besonders, das nächtliche Hippo-Grunzen vor der Tür! Eine nette Geste: Alta hatte für Sibille und mich unser Häuschen Nr. 1 vom letzten Mal reserviert. Heide und Klaus wohnten direkt nebenan. Zovu Elephant, ein Geheimtipp für Naturfreunde!


Drei Tage lang war nun ausgiebiges, aufregendes boating angesagt. Ständig stand uns eines der Alu-Pirschboote mit versiertem Bootsführer zur Verfügung. 

Einzig zum Essen, darauf legte Alta Wert, sollten wir pünktlich zurück sein. Bei allem Entdeckerdrang wichtig, die tägliche Malarone-Tablette gegen Malaria; befanden wir uns doch in dem Teil Namibias, der ausschließlich in den Tropen liegt.

Direkt nach dem lunch starteten wir im sonnenüberdachten Alu-Boot mit Toilette an Bord zum ersten booat game drive auf dem Chobe. Die Landschaft afrikanisch: Zur einen Uferseite das flache, relativ pflanzenarme Schwemmland des Flusses mit einigen Hügeln und größeren Baümen, gegenüber der hinter erhöhter Uferböschung mit kleinen Buchten beginnende, subtropische Wald- und Pflanzenbewuchs des Chobe-Nationalparks.


Skipper Michael hatte stets das richtige Gespür: Wir erlebten unvergessliche Erstbegegnungen mit zahlreichen Elefanten, Flusspferden, Riesenkrokodilen, Waranen, Giraffen, Pavianen und Impalas, den sog. „Mc. Donald-Antilopen“ und immer wieder mit Springböcken sowie vielen Vogelarten bis hin zum Schreiseeadler, dem African Fish Eagle, der "Stimme Afrikas". 


Wir kamen vorbei an der Chobe Game Lodge, wo einst Liz Tailor und Richard Burton in jungen Jahren geurlaubt haben sollen. Schon bald hatte Klaus seinen markanten "Orientierungsbaum" in der Ferne für die Rückfahrt auf Kurs ausgemacht!


Abends, beim diner auf Zovu, fand eine rege Gesprächsrunde über Gott, Afrika und die Welt mit einem zufällig anwesenden, farbigen Wanderprediger statt.

Am nächsten Tag konnten wir infolge starken Windes und Wellengangs erst gegen 10.00 a.m. mit dem Boot hinaus. Wir pirschten weit flußaufwärts bis hinter die Savanna Lodge, wurden reichlich belohnt mit Flusspferden, Krokos, Seeadlern und Störchen. Nach Mittagessen, Kaffee und Kuchen erneutes boating, diesmal flussabwärts, vorbei an den am Kasane-Ufer liegenden Chobe Safari-, Merina- und Mowana Lodges bis hin zu den doch etwas nervenkitzelnden rapids am Zusammenfluss von Zambezi und Chobe. Höhepunkt dort, eine dicht bewohnte Nimmersatt-Vogelkolonie an riskantem, aber fischreichem Standort.  



Bei Rückkehr beobachteten wir gegenüber Zovu eine Herde Elefanten beim abendlichen Bade.




Highlight des letzten Tages bei Alta war die von ihr für uns bei Janala Safaris mit Slogan "It`s Game after Game!" organisierte Pirschfahrt per open-air-offroader auf der anderen Flussseite in Botswana. Dazu mußten wir zunächst wieder die Grenze am Immigration Check Point passieren. Mit Matt, unserem sach- und ortskundigen Fahrer, kamen wir nach kurzer Anfahrt durchs Sedudu Gate in den berühmten Chobe Nationalpark. 


Natürlich waren wir, wie jeder Fotosafarist, auf der Suche nach den „Big Five“: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Sie sollen übrigens deshalb als "big" gelten, weil man früher "in big danger" war, wollte man sie jagen! Elefanten, Büffel und Löwen zeigten sich uns mehr als genug; Das schlecht sehende, aber bestens witternde Nashorn sowie der scheue, höchstgefährliche, nachtaktive Leopard waren uns dort noch nicht vergönnt; dafür aber eine Menge Warthogs, Impalas, Kudus, Pferde- und Puku-Antilopen, Marabus und zudem Geier. Ursache für die vielen Aasfresser war ein toter Elefant am Wegesrand. Nach Rückkehr zur lodge und Kaffee mit Kuchen starteten wir nochmals mit Michael zu einer erfolgreichen Wassersafari.

Später ließen wir unseren letzten Abend auf Zovu gemeinsam mit der liebenswürdigen, gastfreundlichen Alta doch etwas wehmütig bei leckerem Essen und gekühltem Fälingers „Mann mit Hund“ ausklingen.





Unsere tiefe Überzeugung: Gerade den Nordosten Namibias sollte kein Fluss- und Tierliebhaber auslassen!

Hier soll mit dem KAZA-Naturpark das größte Schutzgebiet Afrikas auf einer Fläche entstehen, die in etwa so groß wie Schweden, insbesondere den Elefanten länderübergreifende Migrationswege öffnen soll. Der von Deutschland finanziell geförderte, nach den Flüssen Kavango und Zambesi benannte Megapark soll sich im Endstadium über die fünf Länder Namibia, Angola, Botswana, Zambia und Zimbabwe erstrecken und mit ca. 440.000 Quadratkilometern 36 Nationalparks, Schutzgebiete und Reservate vereinen, darunter auch die drei Nationalparks des Caprivi mit ihrer Artenvielfalt an wilden Tieren. Die "Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area" ist sicherlich ein überaus lobenswertes und mutiges Projekt, das, falls es auch zwischenstaatlich politisch harmonisiert wird und die natürlichen Konflikte zwischen Mensch und wildem Tier minimieren kann, ohne Zweifel die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere des Tourismussektors fördern würde und der Wohlfahrt der lokalen Bevölkerung zugute käme. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der Weg dahin sehr viele Hemmisse in sich birgt!

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