Samstag, 30. Juni 2012

Von Etosha zur Vingerklip

Von Okaukuejo aus verließen wir nach 20 km den Nationalpark durchs "Anderson Gate". Es ist benannt nach Karl Johann Anderson, einem mysteriösen Schweden, der 1863 als Händler, Forscher und Militärberater der Hereros in ihrem Krieg gegen die Namas fungierte. Am Tor, ein paar kleine Kinder, die sich lieb bei Sibille für die Bonbons mit einem undefinierbaren „Diggi Da“ bedankten.


Von dort bis zum Folgeziel, der einmalig schön in den Ugab-Terrassen gelegenen Vingerklip Lodge, noch 200 km.

Auf dem Weg dorthin, einiges zu sehen. Nach 120 km Mopane-Buschwerk im hügeligen Gelände an der C 38 das Städtchen Outjo, der „kleine Hügel“, während der Kolonialzeit als Schutztruppengarnison gegründet. Wer sucht, der findet ein paar epochale Überbleibsel, z. B. das Wohnhaus des legendären Schutztrupplers Viktor Franke und den kleinen Soldatenfriedhof mit Impalila-Denkmal für die Schlacht ums angolanische Fort Naulila. Das einst bekannte Onduri-Hotel in Ortsmitte wurde umfunktioniert. Das Städtchen, obwohl Versorgungsbasis der umliegenden Farm- und Milchwirtschaft, wirkt beim Durchfahren eher wie eine belebtere Straßenkreuzung. Gleichwohl war uns Outjo wieder einen stopover Wert. Wir tankten und sagten Herrn Langner „Hallo“, dem freundlichen Eigentümer und Edelsteinexperten des kleinen S.W.A. Gemstones Curio Shops. Nicht zuletzt nahmen wir uns Zeit, nebenan die leckeren Schweineohren der deutschstämmigen Bäckerei auf der kleinen, schattigen Terrasse zu kosten.




Von Outjo ging die Fahrt durch Farmland mit Blick auf die Fransfontein-Berge, erst 80 km C 39 Teerstraße, dann 30 km D 2743 Pad ins Tal und zu den Terrassen des Ugab-Trockenflusses bis hin zur Vingerklip.


Die grandiose Landschaft weckt Assoziationen ans "Monument Valley" in Utah / Arizona.
Von hier erreicht der Ugab-Fluss, der in prähistorischer Zeit ein reissender, oberirdischer Strom war, unterirdisch den Atlantik, wo er die südliche Grenze des Skeleton Coast Park markiert. In Namibia passiert man mehr oder weniger bewusst zahlreiche solche "Riviere" ("ephemeral rivers") die nur ganz selten, wenn reichlich Regen fällt, kurze Zeit Wasser führen; permanent wasserführend ("perennial rivers") sind allein die Flüsse im Norden und der Orange im Süden; eine Ausnahme bildet der Fisch-Fluss.

Mit 35 m Höhe ist die Vingerklip, der „Ugab Rock Finger“, markanteste Sehenswürdigkeit und Wahrzeichen der Region. Von Erosion geprägt, ragt der Kalkstein-Fels, umgeben von anderen imposanten Tafelberg-Formationen, einem erhobenen  Zeigefinger gleich, aus dem Tal. Unwillkürlich fragt man sich, wie lange er noch standfest bleibt. Sein einstiger Konkurrent im Süden Namibias, der "Finger Gottes", fiel schon vor Jahren im Sturm um. Einer Nama-Legende nach sollte die "Herrschaft des weißen Mannes" enden, wenn dieser Fels einstürzt. Hoffentlich bleibt zumindest die Vingerklip noch lange erhalten - als markantes Wahrzeichen und Lieblingsmotiv fürs Fotoshooting!



Nur einen Kilometer entfernt, in herrlicher Lage auf dem Gelände der Farm Bertram, mit architektonischem Feingefühl in einen Berghang  integriert, das Restaurant und die strohgedeckten Chalets der Vingerklip Lodge. Wir wohnten traumhaft in erhöhter Hanglage im Haus Nr. 3 b mit eigener Sonnenterrasse. Zweifellos eine unserer Lieblingslodges. 




Eine Attraktion dort, das Erklimmen des Hausberg-Plateaus mittels Steig und Stahlleiter. Willensstark und Anerkennung wert, wie Heide und Klaus mit Wanderstöcken den steilen Aufstieg schafften!

 

Auf hoher Felsspitze betreibt die lodge mit grandiosem Fernblick über Vingerklip und Tal in einem kleinen Pavillon das Lokal „Eagles Nest“. Es macht seinem Namen alle Ehre; rundum lassen sich stolze Adler im Fluge und in ihren Horsten beobachten. Auf Richards Vorbestellung konnten wir dort sundowner und diner genießen und zuvor einen Blick in die unbesetzte Honeymoon Suite auf der Hangseite gegenüber werfen. Vingerklip, ein insider-Tipp und wahrhaft unvergessliches Erlebnis. Schade, dass wir wieder nur für eine Nacht Zeit in der schönen lodge hatten!



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