Samstag, 30. Juni 2012

Kreuz und quer durch Etosha

In der Abendämmerung erreichten wir unser Nachtlager, das idyllische Onguma Bush Camp.

Es liegt im wahrsten Sinne vor den Toren Etoshas, nur ein paar Pad-km von der Teerstraße und dem "Lindequist Gate" entfernt. Namensgeber des Park-Osteingangs war der deutsche Gouverneur, der 1907 Etosha erstmalig unter Naturschutz stellte. Inmitten der Wildnis, abseits vom Touristenstrom, wohnten wir in dem jetzt großzügig und geschmackvoll umgestalteten Onguma Bush Camp upgegraded wie VIPs in den neuen, komfortablen Rondavels mit Blickrichtung "Fisher`s Pan". Das Abendessen im gediegen eingerichteten, zur besseren Tierbeobachtung am Wasserloch auf Stelzen erhöhten Restaurant, schmeckte hervorragend bei stilvoller, schummriger Beleuchtung. „Onguma – the place you don`t want to leave“!


Man nennt Etosha, Namibias berühmtesten Nationalpark, auch „Arche Noah Afrikas“. Das trifft nicht ganz zu, denn Krokodile und Hippos findet man dort nicht, da wasserführende Flüsse fehlen. Stattdessen gibt es ausgedehnte Grasflächen, Akazien- und Mopane-Wälder und natürlich die 5000 qkm große Salzpfanne. Der Park wurde erst kürzlich für Touristen weiter geöffnet, ist jetzt über 4 Tore zugänglich; rund 700 km Pad sind öffentlich befahrbar.



Zwei Tage widmeten wir uns von Sonnenaufgang bis spät in die Nacht den wilden Tieren. Experten sprechen von "Animal Kingdom", zählen eine Artenvielfalt von 340 Vogelarten, 115 Säugetieren und zahllosen Reptilien und Amphibien. Besonders Ornithologen wie Albert mögen mit uns nachsichtig sein: Wir spähten mehr nach großen Tieren! Eine Ausnahme: Gleich am ersten Tag hielten wir am „Dikdik-Drive“ Ausschau nach der kleinsten Antilope Afrikas, dem meist paarweise auftretenden, niedlichen Damara-Dikdik. Obwohl an sich neugierig und meist als Pärchen am Pad-Rand hervorlugend, blieben die Tierchen eine Weile verborgen. Sibille war zuletzt erfolgreich, rettete unsere Späherehre!



Wir durchpirschten die Vegetationszonen am Rand der Südseite der salzhaltig-trockenen Pfanne, die Etoscha u.a. den Namen "großer weißer Platz" einbrachte, machten Halt an mehr oder weniger stark von Tieren frequentierten Wasserlöchern. Namen wie Kalkheuwel, Rietfontein, Olifantsbad und Gemsbokvlakte sind Legion. Die Chance, die "Big Five" zu finden, scheint groß; da in Etosha aber auch Wasserbüffel fehlen, bieb es bei den "Big Four"! Wir sahen u.a. zahlreiche Schwarznasen-Impalas, Zebras, Springböcke, Giraffen, Oryxe, Kudus, Gnus, Schabrackenschakale, Strauße und die seltene Rotkatze. Unser Tuchfühlung mit einem staatlichen Löwenrudel war schon ein besonderes Erlebnis; ebenso die Begegnung mit einer verletzten Sandnatter am Wegesrand. Ohne Frage: Offene Autos und Aussteigen not allowed! Merke: Keine Tiere zu sehen, bedeutet keinesfalls, dass keine da sind; sie sind Meister der Tarnung und warten gegebenenfalls nur darauf, dass ein leichtsinniger Tourist die schützende, für sie an sich uninteressante Autohülle verlässt. Dies trifft nicht zuletzt auch für den Blick nach unten zu den "Little Five" Schlange, Echse, Gecko, Spinne und Chamäleon zu. Mit Respekt gilt stets: "Keep your distance and pay attention to the comfort zone where wild animals will be forced to react"!


 Leider haben Tier- und Pflanzenwelt Etoshas im letzten Jahr erheblich durch Trockenheit und Buschbrand gelitten.


Immer wieder sehenswert, Namutoni. Das 1903 von der Schutztruppe an einer Quelle errichtete und nach Zerstörung 1905 wieder aufgebaute Fort gelangte zu gewisser Berühmtheit durch seine story vom Kampf einer Handvoll Schutztruppler nebst Farmer gegen eine auf Seiten der Herero angreifende Ovambo-Übermacht des Königs Nehale. Leider kann man die kleine Gedenktafel am Portal infolge des umgebauten Zugangs nicht mehr ohne Verrenkung übers Geländer lesen und fotografieren. Heute zeigt Namutoni sich als schön restauriertes, gepflegtes Nationaldenkmal mit idyllischem Innenhof, kompfortabler lodge mit historischem Ambiente, shop, Restaurant, pool, Museum und Rundblick vom Turm. Am Parkplatz, wieder eine Horde neugieriger Mangusten, die dort zu wohnen scheint. Bemerkenswert, wie sauber und gepflegt alles ist!



Zwischendurch bot sich Halali, benannt nach dem Signal "Jagd aus",  für uns also als „Ende der ersten Etosha-Fotojagd“, zum Kaffee- und snack-Stopp an. Man ortet das Rastlager schon im Vorfeld am "busenähnlichen" Dolomit-Doppelhügel „Tweekoppies“. Darauf befand sich einst eine Heliographen-Station der Schutztruppe; mit Hilfe von Sonne und Spiegeln sendete man von dort Licht-Botschaften nach Namutoni, Okaukuejo und weiter ins Land. Mitten im Eingangstor, wie ein Wahrzeichen, der zusehends verwitternde Elefantenschädel. "Moringa", das Wasserloch Halalis, liegt in Spaziergangdistanz vom Wohnbezirk, jedoch zu weit bei nur kurzer Pause. 

  
Spannung kam auf, als auf schmaler Pad ein riesiger Elefantenbulle auf sein natürliches Wegerecht gegenüber unkundigen Autofahrern beharrte. In Mitleidenschaft gezogen mussten auch wir mucksmäuschenstill verharren, als er uns im offenen Wagen mit nervösem Seitenblick passierte!


Nachmittags erreichten wir das älteste und bekannteste Parklager Etoshas, das Okaukuejo Restcamp. Wie alle Camps in Etoscha wird es von der staatlichen Parkgesellschaft Namibia Wildlife Resorts betrieben; es beherbergt u.a. die Parkverwaltung und eine Forschungsstation. Die gesamte Anlage wurde erst kürzlich afrikalike restauriert. Unsere Zimmer für zwei Nächte: Moskitovernetzt, geräumig, clean und geschmackvoll. Okaukuejos Wahrzeichen, der burgähnliche Wach- und Wasserturm, lud ein zum Fernblick bei sundowner mit sixpack.


Das abendliche Buffet im großen Restaurant, durchaus lecker bei frisch gezapftem Bier. Wer mag, kann gleich nebenan im großen Pool baden. Später, am Flutlicht erhellten, Tierfilm bewährten waterhole, unter Sternenhimmel und Webervogelnestern, ruhig hinter schützender Brüstung, relaxte Beobachtung der durstigen Tierwelt as long as you want. Unglaublich, gleichwohl kein Jägerlatein: Gegen 21.00 Uhr versammelten sich dort gleichzeitig 8 Nashörner und 3 Elefanten! 


Am nächsten Tag, erneut early in the morning auf zum game driving. Gewaltig, eine riesige Gnuherde im schnellen, staubigen Galopp. Witzig, eine nicht endend wollende Karawane Perlhühner im korrekt ausgerichteten Gänsemarsch zum Wasserloch. Kurios: Nachdem allein die ersten getrunken hatten, kehrten alle wieder kollektiv um und verschwanden geordnet dorthin, woher sie gekommen waren!



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