Montag, 20. Oktober 2014

Über Erongo nach Swakopmund

Frühmorgens starteten wir zur nächsten Tagesetappe, die uns bis an den Atlantik nach Swakopmund bringen sollte.

In einem ersten Schritt ging es 180 km über die Schotterstraßen D 2351 und D 2403 vorbei an einsamen Farmen, vielförmigen Termitenhügeln und dem 1.889 m hohen Eisenberg bis Kalkfeld, weiter über die C 33 Teerstraße am 1.797 m hohen Elefantenberg vorbei bis Omaruru.




Das Städtchen ging durch Hauptmann Viktor Franke in die Geschichte ein: Er befreite 1904 im Herero-Aufstand die eingeschlossenen Bürger durch einen 400 km langen Gewaltmarsch der Schutztruppe aus dem Süden in nur 5 Tagen. Wir machten Stopp an dem zu seinen Ehren am Omaruru-Revier nahe dem Schlachtfeld errichteten Franke-Turm mit der Krupp-Kanone. 



Wie schon 2010 pausierten wir zudem im schattigen Garten der „Omaruru Souveniers & Kaffeestube“ unter Beobachtung der "stählernen Erdmännchen".





Omaruru macht einen ordentlichen Eindruck. Laut Richard bevorzugen mehr und mehr Pensionäre das angenehmere Klima dort gegenüber dem feucht-kühlen in Swakopmund. 

Jetzt waren es noch 60 km Asphalt auf der C 33 bis zum Mamorstädtchen Karibib und 25 km B 2 bis Usakos mit seiner alten Schmalspurlok. 

 





Ab Usakos verließen wir die Teerstraße und fuhren 25 km Pad bis zur Ameib Ranch. Sie liegt direkt im Khan-Revier und am Erongo-Gebirge mit seinen höchsten Bergen, dem  2.216 m hohen Erongo und dem 2.319 m hohen Hohenfels.





Nach ordnungsgemäßer Anmeldung in der Farm, die einen neuen Eigentümer hat, arbeiteten wir uns auf sandigem, engem Feldweg ins Gebirgstal vor bis es nur noch zu Fuß weiter ging. Am Ende der Sackgasse angekommen wurden wir belohnt durch die einmaligen Granit-Formationen, die Namen wie „Elephant`s Head“ und „Bull`s Party“ tragen. Mit Spaß an der Freude maßen wir unsere Kräfte an den riesigen Felskugeln.








Aus dem Erongo ging es zurück nach Usakos. Von dort waren es noch 150 km bis Swakopmund. Rechts im Dunst der Ferne war das Massiv der 1.728 hohen Spitzkoppe, dem Matterhorn Namibias, zu erkennen. 


Etwa 100 km vor Swakopmund beginnt bereits die Geröll-Namib, die wir noch zur Genüge kennen lernen sollten. 30 km vor Swakopmund passierten wir den Rössing-Berg mit der weltgrößten Uran-Mine.

Bei Einfahrt in das lebhafte Seestädtchen mit noch immer unverkennbar „deutschem Einschlag“ hielten wir am Glashaus von „Martin Luther“, dem nie richtig zum Einsatz gekommenen, jetzt renovierten Dampflokomobil aus dem Jahre 1892. Leider war das kleine Museum wieder einmal geschlossen; die Scheiben so staubig, dass wir kaum hinein sehen konnten.



Für zwei Nächte wohnten wir in der uns bestens bekannten, familiären Hotel Pension Rapmund. Wunschgemäß waren für uns die renovierten Zimmer in der ersten Etage des Fachwerkhauses zur Meerseite hin reserviert. 
 

Nach Bezug hatten wir noch etwas Zeit für eine erste Erkundung des Ortes. Erstaunlich, wie Swakopmund expandiert, verkehrsmäßig und baulich. Nördlich der Mole ist, so weit der Blick reicht, die gesamte Küste zugebaut.

Das Abendessen im voll besetzten Fischlokal „The Tug“, direkt am Anfang der nie richtig in Dienst genommenen Yetty-Landungsbrücke, war vorzüglich. NIT hatte für uns frühzeitig den Ecktisch mit der besten Aussicht auf Atlantik und Sonnenuntergang reserviert. Zu unserer Freude ließ Franzpeter es sich nicht nehmen, uns dort zu begrüßen und mit uns anzustoßen. Ein gelungener Abend!




Noch eine nette Überraschung: Beim Frühstück in Rapmund trafen Sibille und ich zufällig Friedrich Diemer, der vor Jahren, auf unserer ersten Namibia-Reise, unser Guide war. Nicht zuletzt er weckte unser nachhaltiges Interesse an seinem wunderbaren Land. Friedrich ist der Eigentümer des Restcamps „Zum Potjie“ bei Otavi und ein versierter Ranger, der bei vielen Reisegesellschaften begehrt ist.

Am folgenden Tag holte uns Franzpeter schon gegen 8.00 Uhr morgens mit seinem Privatwagen ab; fuhr uns die 30 km Küstenstraße südlich nach Walvis Bay. Richard brachte in der Zwischenzeit unser Auto zur Inspektion. Die erst 1992 von Südafrika an Namibia gegebene Küstenstadt ist die drittgrößte des Landes; hat einen Flughafen sowie den einzigen, wirklichen Tiefseehafen des Landes, den sogar regelmäßig Kreuzfahrschiffe anlaufen; zudem eine ausgeprägte Salzgewinnungs- und Fischindustrie. Bei Walvis Bay mündet das Kuiseb-Revier in den Atlantik. Die große Lagune wird zur Austernzucht und touristisch genutzt; ist Heimat des eigenartigen Mondfisches „Mola Mola“. 

Wir hatten bei „Pelican Tours“ eine vierstündige Cruise in der Lagune mit einem motorisierten Groß-Katamaran gebucht. 





Das Wetter war noch neblig-kühl; man konnte gut die Windjacke gebrauchen; erst gegen 12.00 Uhr brach die Sonne durch. Aus dem Meer ins Boot gelangte „blinde Passagiere“ waren ein Komoran und ein stattlicher Pelikan, der sich beim Füttern geduldig streicheln ließ, zudem eine lustige Robbe. Im Meer begleiteten uns u.a. drei springfreudige Delfine. 






Dazu aßen wir Kanapees, wer wollte, konnte frische Austern schlürfen und Sekt bzw. andere charmant servierte Getränke trinken. 



Die Seereise ging bis zur Robbenkolonie am historischen, deutschen Leuchtturm, der in seiner schwarz-weißen Farbe mit Kontrast zur Wüste seit 1912 am nordwestlichsten Punkt der Lagune wacht. Gegen 14.00 Uhr holte uns Richard ab. 

 


Wieder in Swakopmund hatten wir genügend Zeit für einen Rundblick vom Damara-Turm im alten Headquarter der Woermann-Linie, der jetzt Eintritt kostet; danach für eine nähere Stadtbesichtigung mit etwas Shopping einschließlich einer Kaffeepause vorm „Cafe Anton“. 

 








Den Abend verbrachten wir, trotz Richards vorsorglicher Warnung, doch im „Lighthouse Pub & Restaurant“ unterhalb des rot-weißen Leuchtturms. Das einst stimmungsvolle In-Restaurant liegt momentan leider direkt neben der Großbaustelle eines neuen Hotels am Strand; auch hat es zwischenzeitlich mehr Bistro-Charakter angenommen. Das Fischgericht war zwar okay, konnte jedoch einem Vergleich mit dem bei „Tug“ nicht standhalten.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen