Montag, 20. Oktober 2014

Nach Etoscha Ost

Nach zwei erlebnisreichen und doch entspannten Tagen am Okavango setzten wir unsere Reise mit Ziel Etoscha fort. Bis zum nächsten Zwischenziel Rundu und zur dortigen Tankstelle lagen 220 km Teerstraße vor uns. 

Rundu, die ehemalige Garnisonsstadt der südafrikanischen Armee im Krieg gegen die SWAPO, ist heute wirtschaftliches Zentrum der Region Kavango Ost, zugleich zweitgrößte Ansiedlung Namibias. Eine Ortsrundfahrt verstärkte unseren bisherigen Eindruck: Rundu mit seinen Autos,Tankstellen, Supermärkten,Gewerbebetrieben und "Small Markets" wirkt einerseits geschäftig, ist andererseits aber profillos und touristisch uninteressant. Lediglich am Ortsrand hat man einen Fernblick über den Kavango-River ins gegenüberliegende Angola, das jedoch von dort nur schwer erreichbar ist, da noch immer die seit langem geplante Brücke fehlt.
 


Mit vollem Tank waren jetzt 250 km schnurgerader B 8-Asphalt bis nach Grootfontein zu bewältigen, mit breitem Ausroll-Sicherheitsstreifen, sollte man einschlafen. Das Landschaftbild blieb weitgehend monoton: Relativ grüne Buschsavanne mit Mopanebäumen und Riedgras; Krals mit Rindern, Ziegen und „Small Markets“, u.a. für Stroh, Brennholz, Tonwaren, Apfelsinen; im hintergrund stets überragt von der neuen Hochspannungsleitung aus Zambia. Auf halber Strecke passierten wir das von der Police kontrollierte Muruani Gate des quer durch Namibia verlaufenden Veterinärzauns. Dessen „rote Linie“ verbietet die Einfuhr von Fleisch und anderen tierischen Produkten aus dem kommunalen Land im Norden ins kommerzielle Farmland im Süden. Man will so das Risiko einer Ausweitung von Rinderpest bzw. Maul- und Klauenseuche begrenzen. Ökonomen wie mir, stellt sich dabei einmal mehr die Frage, warum der kommunale Norden Namibias, der rund ein Drittel der gesamten Bodenfläche des Landes ausmacht, so suboptimal landwirtschaftlich-kommerziell genutzt wird.

Unseren schon gegen Mittag gewohnheitsmäßigen Pausen-Toast nahmen wir mit einem erfrischendem „Rock Shandy“ im Imbiss über dem Spar-Supermarkt in Grootfontein ein. Der Ort in der Otjondjupa-Region ist zwar nicht besonders groß, wirkt aber, vom hohen Norden her kommend, mit seinem bunten, lebhaften Straßenbild, den Shops, blau-violett blühenden Jacaranda Bäumen und historischen Relikten relativ städtisch. Gemeinsam mit Otavi und Tsumeb liegt das Städtchen im sogenannten „Maisdreieck“, das geprägt ist von Landwirtschaft, Viehzucht und Bergbau. Die Gegend ist wegen des wasserhaltigen Karstbodens fruchtbar. Viele Wanderarbeiter aus dem Norden sind hier beschäftigt.



Von Grootfontein waren es, vorbei an dem nahezu aus purem Eisen bestehenden, über 80.000 Jahre alten „Hoba-Meteoriten“, nur noch 60 km C 42 bis zur Minenstadt Tsumeb; die Otavi-Berge im Vordergrund. Schon im 19. Jahrhundert wurden im dortigen Malachitberg verschiedene Erze und Mineralien abgebaut, insbesondere Kupfer und Blei. Seit Jahren liegt die bei Experten einst weltweit bekannte Mine jedoch still; Förderturm und Hauptgebäude sind von der Main Road her gut einsehbar. Ansätze für eine teilweise Wiederinbetriebnahme blieben erfolglos; hohe Arbeitslosigkeit war die Folge.


Gleichwohl macht Tsumeb einen angenehm sauberen Eindruck, nicht zuletzt, weil der Ort wegen seiner vielen, gepflegten Häuser, Privatgärten, Kirchen und Parkanlagen zu Recht als „Gartenstadt“ bezeichnet wird. Besonders im Stadtpark zwischen Minenhotel und Museum bewunderten wir die Blütenpracht hoher Jacaranda-Bäume.



Wir hatten einen angemessenen Aufenthalt eingeplant, um uns die über Jahrzehnte  liebevoll von Ilse Schatz gesammelten „Schätze“ im kleinen Museum anzusehen.




Sibille und ich wurden sogleich als „Ehrenbesucher“ wiedererkannt. Als Ingenieur war Klaus allein schon von den kolonialen Schmalspur-Loks vor der Tür begeistert.




Insbesondere beim Erstbesuch höchst interessant sind zudem die aus dem naheliegenden Otjikoto-See von Tauchern geborgenen, renovierten Kanonen; sie wurden dort 1915 von der deutschen Schutztruppe bei deren Kapitulation versenkt. Sehenswert sind ferner die Mineralien- und Briefmarkensammlung sowie die alten Schwarz-Weiß-Fotos von der Blütezeit der Mine.





Von Tsumeb aus erreichten wir nach 90 km B 15 und C 38, am Lake Otjikoto vorbei und rechts ab vorm „von Lindequist Gate“, dem Osttor des Etoscha-Nationalparks, unser nächstes Ziel, das Onguma Bush Camp. Mit über 600 km hatte Richard profihaft die längste Tagesetappe bewältigt. In der Lodge hatten Sibille und ich schon 2010 und 2012 übernachtet. Sie liegt einsam und ruhig im Vorfeld Etoschas und unterscheidet sich damit wohltuend von den touristenstarken, großen Lodges rundum. Wir beide bezogen das schöne, geräumige Rundhaus Nr. 4 am Ende der Reihe. Das Diner am runden Tisch bei Kerzenlicht im stilvollen Restaurant war vorzüglich; die kleinen Fische im Wasserloch davor waren Piranhas gleich gefräßig.




Am frühen Morgen machten wir zuerst einen Abstecher zum benachbarten, kleinen Onguma Tree Top Camp, um uns dann Etoscha zu widmen.


Den weitläufigen Nationalpark gingen wir systematisch und komplett an: Am ersten Tag pirschten wir uns vom Ost-Eingang, dem von Lindequist Gate, aus über das in der Sonne weiß-glänzende Schutztruppen-Fort Namutoni und den staatlichen Rastlagern Halali und Okaukuejo bis hin zum südlich in Parkmitte gelegenen Anderson Gate vor.



Wie es sich gehört, stiegen wir in Namutoni, das mittlerweile zur teuren Lodge mutiert ist, für einen Rundblick auf den Festungsturm.



In Halali war im überfüllten Restaurant unübersehbar, dass hier nicht nur wir, sondern saisonbedingt eine Menge Gruppenreisende Mittagspause machen wollten. Wir bevorzugten daher schnelle Drinks draußen unterm Sonnendach und fuhren weiter.




Weniger Betrieb war in Okaukuejo. Wir besuchten kurz das TV-bekannte Wasserloch, an dem es jedoch in der Mittagshitze bis auf Zebras und einem Schakal nur Touristen zu sehen gab. Das große Siedelweber-Vogelnest am Wasserloch war leider abgebrochen. Auch bestiegen wir, quasi ein Must, den Zinnen bewährten Aussichtsturm; ein super Platz, um von oben bei Dämmerung seinen Sundowner zu genießen. 

 




Etoscha präsentierte, wie immer, eine Vielzahl wilder Tiere. Auf dem „Dikdik Drive“ erspähten wir mehrere Exemplare dieser niedlich-zarten, gut getarnten Antilopenart.



Schon etwas Besonders waren das gewichtige Nashorn am Wasserloch Rietfontein und der entfernt unter einem schattigen Baum liegende Löwe.




Ansonsten machten sich Löwen, im Gegensatz zu normal, erstaunlicherweise rar. Dafür gab es jede Menge Springböcke, Gnus, Zebras, Giraffen, Impalas, Kudus und Oryxe, hin und wieder ein paar Elefanten.






Beeindruckend ist immer wieder die unendlich erscheinende Weite der Etoscha-Pfanne mit ihren Fata Morganen. Für problematisch hielten wir die neue Teerstraße zwischen Okaukuejo und Anderson Gate sowie die ausgebaute Hauptpad durch Etoscha Ost; beide verleiten zum schnellen Fahren und halten die Tiere auf Abstand.





Am späten Nachmittag verließen wir Etoscha durchs Anderson Gate, um auf der nur 10 km entfernten Etoscha Safari Lodge zu übernachten. Die auf einem Hügel liegende, relativ neue Lodge bietet mit ihren 65 Stein-Chalets, dem vorzüglichen Restaurant, der großen Terrasse und drei Pools vielen Gästen, d.h. größtenteils Busreisenden, Platz und Fernblick, insbesondere auf den Sonnenuntergang. Sibille und ich wohnten im Haus Nr. 4; etwas gewöhnungsbedüftig das Badezimmer.





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