Montag, 20. Oktober 2014

Nach Windhoek

Als letzte, zweitlängste Tagesetappe standen fast 600 km bis zur Landeshauptstadt Windhoek an.

Nach dem Frühstück ging es gegen 8.00 Uhr los: Links noch die Ausläufer der Tirasberge, rechts die Namib-Wüste. Von der D 707 schwenkten wir auf die Pad C 13 nordöstlich 60 km nach Helmeringhausen. An Stelle der Tirasberge nun im Blickfeld die Rooirand-Tafelberge und weites Weideland mit Rinderherden sowie vereinzelten Straußen und Oryxen. In Helmeringhausen, kaum mehr als Hotel und Supermarkt, tankten wir und schauten über den Zaun ins verlassen wirkende Open Air-Museum. Auf der C 14 setzten wir unsere Fahrt 140 km bis Maltahöhe fort.

Etwa 10 km vor dem Ort hatten wir Reifenpanne; der rechte Hinterreifen am Geländewagen war durch den felsigem Untergrund der Schotterpiste zerfetzt worden. Richard zog mit Bordmitteln profihaft den Reservereifen auf. 
 


Zur Risikominimierung fuhren wir danach nicht wie geplant über die felsige C 21 Pad als Abkürzung bis nach Kalkrand, sondern wählten die 100 km Teerstraße C 19 nach Mariental. Nach der Mühe des Reifenwechsels rasteten wir vor Weiterfahrt zunächst bei Toast und Drink im Maltahöhe Hotel. Für mich ein angenehmer Zufall; konnte ich doch so einen Vertreter meiner Lieblings-Hunderasse, einen zutraulichen Bullterrier, streicheln, der meine Zuneigung offensichtlich sehr genoss.



Vorbei an weitflächiger, leicht hügeliger Grassavanne mit Akazien-Büschen, dem Fish-River und dem vom ihm gespeisten, größten Stausee Namibias, dem Hardap-Damm, führte uns die C 19 nach Mariental. 


Das Umfeld dieses größeren, geschäftigen Ortes ist recht grün, kann landwirtschaftlich intensiv genutzt werden, da es keinen Mangel an Bewässerung gibt. Wir tankten am Wimpy und begaben uns auf die B 1, die quasi als Highway von Windhoek nach Südafrika bis hin nach Kapstadt führt. Ab Mariental lagen noch 270 km schnurgerade Teerstraße Richtung Norden bis Windhoek vor uns; es ging über Kalkrand und die „Basterstadt“ Rehoboth.



Nachdem wir die teils dreispurige Pass-Straße durch die Auas-Berge mit dem 2.479 m hohen Moltkeblick überwunden hatten, tauchte die Silhouette der Hauptstadt auf. Man erkennt sogleich: Windhoek expandiert baulich, verkehrs- und bevölkerungsmäßig. Anders als zuvor, kommt es bereits in den Vororten vor zahlreichen Ampeln zu Staus. Die Stadt soll mittlerweile etwa 400.000 Einwohner haben, wobei viele nicht offiziell registriert sind. 


Wir blieben an der Peripherie, begaben uns gleich zum Stadtteil Eros Park, wo wir in der Robyn Street am Fuß der Eros-Berge für zwei Nächte im Haus Sonneneck wohnten. Sibille und ich fühlen uns dort seit Jahren wohl: Die gepflegte Anlage liegt in einem kleinen Park mit Pool vor dem Frühstücksraum; hat nur 8 große, helle Zimmer mit jeweils kleinem privaten Garten bzw. Biotop dahinter; ist gesichert durch hohen Zaun mit Elektro-Stahltor. 



Irmi Förster kümmerte sich hervorragend um uns, u.a. darum, dass der namibische Geier-Experte Holger Kolberg vom Waterberg das von uns mitgebrachte und von Tochter Bettina mit Freundin Katja Wolfram geschriebene Kinderbuch „Der kleine Geier mit der großen Angst“ erhielt. Gerne schenkten wir Frau Förster, wegen ihrer Vorliebe für Geier, ebenfalls ein Exemplar. 

Hier entlang zu: Faszination Geier

Unseren Tisch fürs Abendessen hatte Richard frühzeitig in dem bei Schwarz und Weiß angesagten „Joe`s Beerhouse“ reserviert. Das Szenelokal ist ganz im Stil eines afrikanischen Dorfes ausgestaltet; es befindet sich gleich ums Eck beim Haus Sonneneck. Gezapftes Bier und köstliche Wildgerichte waren ein gelungener Ausklang mit Ambiente des anstrengenden Tages.

Am vorletzten Tag unserer Reise unternahmen wir eine Stadtrundfahrt zu wesentlichen Sehenswürdigkeiten Windhoeks. Richard zeigte uns sogar Katutura: Man ist erstaunt, welch weiterentwickeltes, geschäftiges Erscheinungsbild das im Zuge der südafrikanischen Apartheits-Politik entstandene, einstige „Township“ der schwarzen Bevölkerung heute macht; nur im Sektor Penduka fallen noch einige Wellblech-Hütten landflüchtiger, wilder Siedler auf.

An der Robert Mugabe Avenue machten wir längeren Halt: Zum einen, um einen Blick in die zufällig offene, deutsch-lutherische Christuskirche zu werfen; zum anderen, um im Innenhof der Alten Feste den dort zur Unscheinbarkeit verbannten, seines Status als National-Denkmal beraubten „Reiter von Südwest“ zu besuchen. Das politisch umstrittene, zu Kaisers Zeiten 1912 eingeweihte Reiterdenkmal wurde erstmals 2009 von seinem über 100 Jahre bestehenden Standort bis direkt vor den Aufgang zur Feste versetzt; wie wir meinten, eigentlich eine passende Stelle.  Seit Neuestem steht auch an dieser Stelle eine Skulptur, die die Befreiung von den "Ketten" der deutschen und südafrikanischen Kolonialzeit symbolisieren soll.





Heute wird der historische Hügel dominiert vom neuen Unabhängigkeitsmuseum, welches Staatspräsident Hifikepunye Pohamba im März 2014 eröffnete. Den von Nordkorea triumphbogenartig errichteten Monumentalbau mit der Statue des Ex-Staatspräsidenten Sam Nujoma davor nennen Einwohner scherzhaft „Waschmaschine“. 




Zudem schauten wir uns den baulich immer noch dekorativ-harmonisch wirkenden „Tintenpalast“ aus dem Jahre 1912 mit seiner schönen Parkanlage an. 






Er dient als Sitz des Parlaments, ist damit, wie in alter Zeit, nach wie vor Teil des Regierungsgeschäftes, obwohl das mit asiatischer Hilfe für Präsident Pohamba weitflächig am Berghang imposant errichtete "New State House" seit längerer Zeit bezogen ist. 

Für Mitbringsel sahen wir uns im „Namibia Craft Centre“ im Old Brewery Building um, wo wir im „Craft Cafe“ die große Tasse Cappuccino tranken. 

Am alten Bahnhof begutachtete Klaus fachmännisch die ausgestellten Loks aus deutscher und südafrikanischer Kolonialzeit. 






Auch blieb genügend Zeit für einen Stadtbummel über die belebte Independence Avenue und Post Street, den wir unter einem Sonnenschirm im Cafe vorm „Sanlam Center“, in dem in der 6. Etage der deutsche Botschafter residiert, beendeten. Den Abend verbrachten wir vier nochmals gesellig im „Joe`s“.








Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von Namibia, unserer Abenteuersafari und von Richard, unserem sympathischen Guide, dem wir viel Glück mit seiner hübschen Freundin Anzelle wünschten. Er brachte uns rechtzeitig zum Flughafen, blieb, bis wir eingecheckt hatten. Hinter uns lagen 4400 km Geländewagen; rechnet man Richards Anfahrt zum Caprivi hinzu, um uns dort oben im Nord-Osten abzuholen, waren es 5800 km. Sämtliche Reiseerwartungen wurden voll erfüllt. Nach 24 Stunden Rückreise waren wir wieder zu Hause; unsere Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen für immer mit uns.


Walter Boemans

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